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reise

Logbuch Vietnam

Mittwoch, 19. November 2003

Singapur

Irgendwie bin ich ziemlich müde. Eigentlich kein Wunder, in Zürich ist es 6 Uhr morgens und ich hab noch nicht geschlafen - hier ist es 13 Uhr mittags und ich habe eben mein erstes Tiger gehabt.

Singapur Airport ist eine ziemlich langweilige Angelegenheit - sauber (immer ist irgendwo ein Staubsauger zu sehen oder zu hören), ruhig (abgesehen vom Staubsaugerlärm) und riesengross (verglichen mit Zürich). Singapur selber hab ich nur aus der Luft mitbekommen, es sieht von oben aus wie Disney-World, beim Landeanflug sind nur Golfplätze zu sehen. In knapp zwei Stunden geht's weiter nach Saigon, dort werde ich wohl noch ein Nickerchen einlegen bevor ich mich wieder auf den Weg mache (No. 5?).

(geschrieben um 06:18 Uhr mitteleuropäische Zeit.)

Donnerstag, 20. November 2003

Wie die Rückkehr nach Hause...

Ich bin nun seit ziemlich genau 24 Stunden wieder in Ho Chi Minh City (der offizielle Name von Saigon) und fühle mich schon wieder wie zu Hause. Von diesen 24 Stunden habe ich etwas mehr als die Hälfte schlafend verbracht. Es hatte gestern doch nicht mehr für ein Nickerchen gereicht. Nach der Landung stand erst mal die Einreisebürokratie auf dem Programm, das dauerte diesmal etwas mehr als eine Stunde (merke: die kürzeste Schlange ist immer die langsamste). Die Fahrt ins Hotel dauerte nochmals eine gute dreiviertel Stunde, so dass ich erst um 18 Uhr im Hotel war. Der Fahrer sagte, es sei Rush Hour, aber wann ist denn hier nicht Rush Hour?

Ich habe mich wieder im Southern Hotel einquartiert, letzte Nacht hatte ich das schönste Zimmer des Hostels (im 9. Stockwerk mit grosser Dachterasse), weil sonst kein anderes Zimmer frei war. Auf die Dauer wäre mir das dann aber doch zu teuer, und so hab ich heute in ein kleineres Zimmer gewechselt. Das Southern Hotel hat übrigens neuerdings ein Restaurant auf dem Dach (10. Etage), wo auch das Frühstück serviert wird. Das ist doch einiges gemütlicher als der trostlose Kellerraum, den sie letztes Jahr noch dafür benutzt haben. Und eine Feuerleiter haben sie auch erhalten.

Gestern Abend bin ich dann tatsächlich noch in die Number 5 Bar gegangen. Ich hab sie fast nich wiedererkannt. Heinz hat umgebaut, der ehemals offene Vorplatz ist nun in die Bar integriert, es gibt eine Klimaanlage (die zum Glück nicht allzu kühl eingestellt ist) und der ganze Raum ist weniger breit als früher. Von den sieben Angestellten sind gerade mal zwei schon letztes Jahr dort gewesen.

Morgen erhalte ich eine Fürung durch Cholon (das Chinesenviertel der Stadt) und für Samstag habe ich eine Tages-Tour nach Cu Chi gebucht. Nicht bei Sinh Cafe, nicht bei Tim Cafe, nicht bei Linh Cafe und auch nicht bei Minh Cafe, sondern bei Kim Cafe. Wie kommen die wohl auf diese originellen Namen für die Reisebüros an der Pham Ngu La Ho?

(geschrieben um 12:04 Uhr mitteleuropäische Zeit.)

Sonntag, 23. November 2003

Long Time no read...

...wie die Vietnamesen wohl sagen würden. Es gibt halt schöneres als sich ins Internetcafe zu setzen und sich zu überlegen, was man denn nun schreiben soll.

Allzu viel gibt es auch nicht zu erzählen, keine Ahnung, ob es jemanden interessiert, dass unser Stammcafe schräg gegenüber vom Southern Hotel dicht gemacht hat, ebenso wie das französische Restaurant Chez Papa an der Pham Ngu La Ho. Dafür gibt es eine neue Bar Long Phi, die ich nun zu meiner Stammbeiz erkoren habe.

Aber keine Angst, ich sitze nicht nur in den Bars herum, ich mach für meine Verhältnisse fast schon Aktivferien. Vorgestern hatte ich ja meine Führung durch Cholon. Die ist leider etwas gar kurz geraten, und so habe ich noch den Wiedervereinigungspalast besucht, es handelt sich dabei um die ehemalige Residenz des südvietnamesischen Präsidenten (eigentlich eher des Marionettenpräsidenten der Franzosen und später der Amerikaner).

Cao Dai Tempel

Gestern dann nahm ich an der Tagestour zu den berühmten Tunneln der Vietkong in Cu Chi teil, zu der auch ein Abstecher zum Cao Dai Tempel gehörte. Der Tempel ist zwar hübsch kitschig und die Zeremonie erinnert an das Schwyzer Japanesenspiel, aber deswegen einen Umweg von 4 Stunden auf sich zu nehmen lohnt sich nicht wirklich. Ich glaube, die Halbtagestour hätte auch gereicht. Heute war ich dementsprechend müde und habe deshalb wieder mal etwas länger geschlafen. Für morgen habe ich einen Cyclo-Fahrer gebucht der mit mir eine Stadtrundfahrt machen wird. Am Dienstag werde ich mich dann wohl mal auf den Weg nach Norden machen, wenn nicht noch was dazwischen kommt.

(geschrieben um 13:41 Uhr mitteleuropäische Zeit.)

Dienstag, 25. November 2003

Still sunny Saigon

Es ist jetzt Dienstagabend und ich bin halt immer noch in Saigon. Erstmal möchte ich mich auf diesem Weg entschuldigen, dass ich bisher kaum auf E-Mails geantwortet habe. Es ist in diesem Internetcafe drückend heiss und ich bleibe jeweils nur so kurz wie nötig hier. Wenn ich mal eines finde, das airconditioned ist (und dies nicht nur wie hier aussen auf das Schild schreibt), werde ich mir etwas mehr Zeit nehmen.

Gestern war als erstes die Cyclo-Tour angesagt. Drei Stunden lang wurde ich vom Cyclo-Fahrer Dat Than durch verschiedene Teile der Stadt pedalt. Er hat mir viele interessante Orte gezeigt und eine Menge Informationen und Eindrücke mitgegeben.

Am Nachmittag war ich dann mehrheitlich mit Motorbikes unterwegs (als Passagier natürlich, selber fahren wäre glatter Selbstmord), an Orten, an denen wohl noch nie ein Tourist gewesen ist. Selbst Norbert, der seit 14 Jahren hier lebt, musste zugeben, dass er noch nie im District 7 unterwegs war.

Mit Norbert hatte ich mich gestern zum Nachtessen verabredet, er hat mir denn auch noch ein paar wertvolle Tips für meine weitere Reise gegeben. Wegen des gedrängten Programms gestern bin ich nicht dazu gekommen, die Weiterreise zu organisieren, so dass ich noch einen Tag länger hier geblieben bin. Morgen früh geht's dann raus aus der Hitze in das auf knapp 1500 Meter liegende Da Lat. Auch die Weiterfahrt übermorgen nach Nha Trang ist bereits gebucht, diesmal bei Sinh Cafe (dem Original).

(geschrieben um 14:28 Uhr mitteleuropäische Zeit.)

Donnerstag, 27. November 2003

Da Lat - Nha Trang

Gestern bin ich nun nach Da Lat gefahren, der ehemaligen Ferienresidenz der französichen Kolonialherren. Da dort normalerweise nicht viel los ist, habe ich nur eine Nacht gebucht und bin bereits heute weiter nach Nha Trang gefahren. Dass nichts los sein soll hat sich dann aber als Fehlannahme herausgestellt, denn Da Lat feiert in diesen Tagen seinen 110. Geburtstag und so war gestern die ganze Stadt bis spät in die Nacht am Feiern.

PasshöheDer Grund, dass ich nicht die Küstenstrecke von Saigon direkt nach Nha Trang genommen habe, liegt darin, dass die Strecke durch die Berge landschaftlich sehr reizvoll und abwechslungsreich ist. Noch besser wäre es, wenn man individuell unterwegs wäre (z. B. mit Auto mit Chauffeur oder mit dem Motorrad), da es unterwegs etwas abseits der Hauptstrecke weitere Sehenswürdigkeiten (Wasserfälle und dergleichen) sowie zahlreiche lohnenswerte Fotomotive gibt. So konnte ich nur aus dem fahrenden Bus fotografieren, was zumindest bei der Bergauffahrt kein Problem war: Der Bus kroch bei der geringsten Steigung höchstens noch mit Schrittempo dahin. Darum dauert die Reise von Saigon bis Da Lat auch mehr als 7 Stunden reine Fahrzeit für die knapp 270 km.

Auch die Strecke Da Lat - Nha Trang ist sehr schön, sie führt über den Ngoan Muc Pass, gegen den selbst Nufenen und Grimsel einpacken können. Nach dem Pass fährt man durch eine weite Ebene bis zum Highway No. 1, kurz vor diesem machten wir aber einen Zwischenhalt bei den Po Klong Garai Cham Türmen, einer aus dem 13. Jahrhundert stammenden hinduistischen religiösen Stätte.

Und nun sitze ich hier in Nha Trang, das Wetter ist etwas durchzogen, am Mittag hat es noch geregnet, nun ist es wieder schön. Dafür ist es nicht ganz so heiss wie in Saigon. Auch weiter im Norden soll das Wetter die nächsten Tage ziemlich gut sein, so dass ich mich wohl schon morgen in Richtung Hoi An aufmachen werde.

(geschrieben um 08:39 Uhr mitteleuropäische Zeit.)

Samstag, 29. November 2003

Good Bye Hoi An - Welcome Hanoi!

Noch nicht ganz, aber bald. In einer Stunde fährt mein Taxi von Hoi An zum Flughafen von Da Nang, um 20:35 fliege ich dann nach Hanoi. Der Zustand meines Verdauungstraktes (der sich mittlerweile bereits wieder gebessert hat) liess mich zur Entscheidung kommen, dass ich nicht noch eine 800 km Busfahrt über mich ergehen lassen möchte, daher hab ich mich für die Bonzenvariante Flugzeug entschieden. Nächstes Mal nehm ich dann den Zug (nächstes Jahr?) für diese Teilstrecke.

BrückenbauDie Reise von Nha Trang nach Hoi An ist teilweise sehr eindrücklich, allerdings auch sehr lang, ca. 10 Stunden reine Fahrzeit. Doch der Highway No. 1 ist über weite Strecken sehr gut ausgebaut und die Arbeiten sind immer noch im Gang. Es werden dutzende Brücken durch breitere ersetzt und Umfahrungen um Dörfer gebaut. Wo es die Platzverhältnisse erlauben, wird er sogar auf vier Spuren erweitert. Ich denke, in einem Jahr wird sich die Fahrzeit bereits beträchtlich verkürzt haben.

Hoi AnHoi An ist wirklich eine Perle. Die Altstadt ist wunderschön, die Überschwemmungen waren hier gar nicht so schlimm, wie in den Medien berichtet wurde. Der Barkeeper von der neueröffneten Lounge Bar hat mir Fotos gezeigt, das Wasser stand in den Strassen gut knöcheltief. Die Lounge Bar ist übrigens noch der Geheimtipp in Hoi An, da sie noch nicht im Lonely Planet aufgeführt ist. Sie befindet sich in einem ca. 130 Jahre alten, sehr aufwendig restaurierten chinesischen Haus, im vorderen Teil befindet sich eine sehr gemütliche Bar mit guter Musik und im hinteren Teil ist eine Sofa-Lounge im chinesischen Stil eingerichtet. Später soll im ersten Stock noch ein Speiserestaurant entstehen.

Die Spezialität von Hoi An sind einerseits die Schneidereien (ich besitze jetzt ein massgeschneidertes Hemd, eine Hose und einen Wintermantel), andererseits Cau Lau, ein sehr leckeres Nudelgericht mit Gemüse, Sojasprossen, Fleisch und Croutons. Da die Stadt vom Tourismus lebt, wird man alle paar Sekunden angehalten, irgendwohin mitzukommen um den besten Kleiderladen anzuschauen oder Weihnachtskarten oder Tigerbalsam zu kaufen, was mit der Zeit etwas nervig ist, andererseits auch verständlich, schliesslich will jeder etwas vom Kuchen haben.

(geschrieben um 12:09 Uhr mitteleuropäische Zeit.)

Dienstag, 02. Dezember 2003

Hanoi?

Irgendwie war ich schon etwas enttäuscht, als ich vorgestern endlich meine erste Erkundungstour durch die Altstadt von Hanoi unternahm. Es ist eng, lärmig, der Verkehr ist tatsächlich noch chaotischer als in Saigon und alle fünf Meter wird man mit Sir, Motorbike? angehauen, und dies auf ziemlich aufdringliche Art und Weise (nächstes Mal besorge ich mir ein T-Shirt mit der Aufschrift No, I don't need a Motorbike).

Temple of LiteratureIch hab dann aber trotzdem eine Motorbiketour gemacht, der Fahrer schien ziemlich nett und kompetent, auch wenn er bereits in der ersten Kurve einen Lieferwagen gerammt hat, der ihn geschnitten hat. Er hat mich dann zuerst zum Ho Chi Minh Mausoleum gefahren (wegen Reinigung geschlossen), ebenfalls in der Gegend befinden sich das Ho Chi Minh Museum (wegen Reinigung geschlossen), das Haus von Ho Chi Minh (geöffnet!) und die Einsäulenpagode. Dann ging der Motorradmarathon weiter zum Ethnologischen Museum (ganz nett), zu der Pagode auf der kleinen Insel im Hoan Kiem See (sehr schön) und schliesslich zu den Webereien im Silk Village etwas ausserhalb der Stadt (nicht ganz billig, das Seidenzeug). Dann sind wir authentisch vietnamesisch essen gegangen (ohne Stühle). Die Tatsache, dass mein Fahrer sich Essen für eine gute Viertelmillion bestellte und davon mehr als drei Viertel stehen liess, hat mich dann aber ganz leicht genervt und ich habe mich zum Hotel zurückfahren lassen.

Dort hab ich dann beschlossen, dass ich Hanoi nicht mag und hab mich erst mal aufs Ohr gehauen. Ich bin dann aber doch nochmals raus und habe ungefähr die im Reiseführer empfohlene Route durch die Altstadt unter die Füsse genommen, was sich als gute Idee herausgestellt hat. Auch der Abend hat dann zu meiner Versöhnung mit Hanoi beigetragen, erst war ich in der Red River Bar, ein von einem Franzosen geführtes Lokal gleich in der Nähe meines Hotels, später hat es mich dann in die Amazon Bar verschlagen (war das einzige Lokal in der Gegend, welches den Fernseher ohne Ton laufen liess, momentan finden die Fussball-Vorrundenspiele der South East Asia Games statt), wo ich dann bis Spätabends mit einem Amerikaner und einer der Barkeeperinnen Darts gespielt habe. Am Morgen darauf hatte ich dafür einen ganz leichten Kater, nach ein paar Mineralwasser, Orangensaft und einer Portion Fried Rice war ich dann wieder fit für die weitere Erkundung der Stadt. Übrigens scheint es in Hanoi (zumindest in der Altstadt) kein Cafe mit bequemen Stühlen zu geben. Ziemlich mühsam, wenn man einfach irgendwo sitzen und etwas lesen will. An besten geht man dazu wohl ans Seeufer und setzt sich auf eine Parkbank.

Leider ist das Wetter hier im Norden viel zu kalt (die Vietnamesen laufen zum Teil mit dicken Daunenjacken rum), offenbar ist es dank Föhn im Moment sogar in der Schweiz zum Teil wärmer. Da ich aber hierher gekommen bin um mich halb tot zu schwitzen, werde ich bald wieder gen Süden fliegen um von Saigon aus noch ein paar merhtägige Ausflüge zu unternehmen (Mekong-Delta, Vung Tau, etc.). Halong Bay und die Kaiserstadt in Hue heb ich mir fürs nächste Mal auf.

(geschrieben um 13:34 Uhr mitteleuropäische Zeit.)

Freitag, 12. Dezember 2003

SEA Games everywhere!

SEA GamesDas ganze Land brodelt richtiggehend. Als die vietnamesische Fussballmannschaft den Einzug ins Halbfinale geschafft hat, war schon die Hölle los, in der De Tham haben die Cafes bis drei Meter in die Strasse hinaus Stühle aufgestellt und als der Sieg feststand startete eine endlose Prozession von beflaggten und hupenden Motorrädern durch die Innenstadt. Gestern fand dann das Finalspiel der Frauen statt (Vietnam siegte) und die Begeisterung kannte keine Grenzen. Ich hab noch nie eine solche Menge Motorräder auf einer Strasse gesehen wie gestern. Und im Moment läuft das Finalspiel der Männer, wenn Vietnam hier gewinnt, wird die Stadt wohl heute nicht zur Ruhe kommen.

Ich bin nun noch eine knappe Woche hier, werde wohl nur noch ein paar Besorgungen machen und gut essen gehen (morgen mal wieder mit Norbert) und ansonsten das Leben und die Wärme geniessen.

(geschrieben um 14:14 Uhr mitteleuropäische Zeit.)

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